(Bayernliga-Memmingen) In der Bayerischen Eishockey-Liga (BEL) haben die Memminger Indians in einem wahren Eishockey-Thriller den ersten Meisterrunden-Sieg geschafft: Gegen die Höchstadt Alligators hieß es am Ende 6:5 für den ECDC, der den 1200 Fans am Hühnerberg wieder einmal Spannung pur bot. Weiter geht es für die Indianer bereits am Freitag, wenn um 20 Uhr der EV Lindau zum wichtigen Derby in Memmingen aufkreuzt.
Die Meisterrunden-Partie gegen „Lieblings-Rivale“ Höchstadt sollte für die Memminger der krönende Abschluss eines tollen Wochenendes werden: Zuvor hatte sich der ECDC drei Tage lang bei der Bayern-1-Party „Feiern & Eis“ von Klein bis Groß von seiner besten Seite präsentieren dürfen. Doch schon 20 Sekunden nach dem Eröffnungsbully war die Feierstimmung im Indianer-Lager erst mal verschwunden: Gedanklich wohl noch in der Kabine ließen die Hausherren HEC-Kontingentspieler Tomas Urban mutterseelenallein aufs Tor zulaufen – und der netzte zum 0:1 ein. Die GEFRO-Indians davon merklich verunsichert und erst nach fünf Minuten mit ersten Angriffen auf das von Philipp Schnierstein gehütete Gästetor. Kurz darauf hatte Antti-Jussi Miettinen die Riesenchance zum Ausgleich, scheiterte jedoch freistehend. Überhaupt kam es einem kleineren Wunder gleich, dass der Deutsch-Finne nach seiner schmerzhaften Begegnung mit dem Torgebälk im Donnerstagstraining ins Spiel gehen konnte, doch Miettinen biss auf die Zähne und die medizinische Abteilung der Rot-Weißen hatte erneut ganze Arbeit geleistet. Nach zehn Minuten durfte der Hühnerberg dann doch jubeln: Jordan Baker stand goldrichtig und traf zum 1:1-Ausgleich. Doch die Gäste spielten mit ihrem kleinen, aber extrem routinierten Kader einmal mehr ihre Stärken aus: Dzemla ließ sich eine Überzahlmöglichkeit nach 15 Minuten nicht entgehen und traf zur erneuten Führung der Alligators. Dass es dennoch mit einem Unentschieden in die erste Pause ging, dafür sorgte Tim Tenschert, der ebenso abgeklärt vor dem HEC-Tor agierte und in der 18. Minute das 2:2 besorgte.
In der Kabine gab es eine etwas lautere Ansprache von ECDC-Coach Erwin Halusa, die Wirkung zeigen sollte. Die Indians begannen die zweiten 20 Minuten druckvoll und engagiert, vergaben aber zunächst beste Möglichkeiten. Als schließlich Anton Pertl nach 25 Minuten ein Zuspiel von Milan Pfalzer verwerten konnte, war die Erleichterung groß: Die Indianer führten erstmalig in dieser Partie. Doch anstatt nachzulegen zog man eine unnötige Strafe, die erneut zum Ausgleich durch Stütz führte. Kurz darauf leistete sich Höchstadts Babinsky ein Foul mit Folgen gegen den Kopf von Sven Schirrmacher: Während der ECDC-Defender blutend und mit abgebrochenem Zahn vom Eis musste, wurde Babinsky mit einer Matchstrafe zum Duschen geschickt. Und die Indians bestraften die Höchstadter Unterzahl: Antti Miettinen umkurvte die HEC-Abwehr auf gewohnt spektakuläre Weise und schob zum 4:3 ein – jetzt gab es Beifallsstürme am Hühnerberg. Erst recht, als das gut harmonierende Duo Vanek/Baker kurz vor Drittelende nochmals nachlegte und der ECDC-Neuzugang aus Nordhorn zum 5:3 einschob. Ein starker Abschnitt der Indianer, der Mut machte fürs letzte Drittel.
Doch schon nach zweieinhalb Minuten sorgte Vojcak mit dem dritten Überzahltreffer der Gäste für den Anschluss und Hochspannung am Hühnerberg. Bei den Indians häuften sich nun wieder die Unsicherheiten, vorne kam Pech hinzu: Erst vergab Alex Krafczyk freistehend, dann fälschte Frank Kozlovsky einen Schuss direkt ans Kreuzeck ab. Die Partie mutierte zum Thriller – Höchstadt drängte auf das Unentschieden, Memmingen vergab gute Konterchancen. Fünf Minuten vor dem Ende hatte der starke Vojcak die größte Chance auf den Ausgleich, doch Alex Reichelmeir im Indians-Tor hielt seinen Alleingang. Die vermeintliche Erlösung kam knapp zwei Minuten vor der Schlusssirene: Jordan Baker ging auf und davon, scheiterte zwar an Schnierstein, doch Kapitän Martin Jainz verwertete den Nachschuss zum 6:4. Doch noch sollte an diesem hochspannenden Eishockeyabend nicht Schluss sein: Die Alligators kamen postwendend in erneuter Überzahl zum Anschluss, das Spiel blieb bis zur allerletzten Sekunde offen. Doch diesmal ließ sich der ECDC die Butter nicht mehr vom Brot nehmen – am Ende war der erste Meisterrundensieg perfekt. „Für die Zuschauer war das sicher ein unterhaltsames Spiel, mir als Trainer fehlen heute aber die Worte“, so Indians-Coach Halusa nach der Partie. Während sein Gegenüber Daniel Jun mit der Leistung seines Teams zufrieden war, forderte Halusa trotz des Siegs: „Gegen Lindau müssen und werden wir diese vielen Fehler abstellen“. Für die Indians ist nun in der packenden Meisterrundengruppe der besten fünf Teams noch alles drin. Vorentscheidende Bedeutung kommt dabei bereits dem nächsten Derbywochenende gegen die Lindau Islanders zu: Zunächst kommt der EVL am Freitag (20 Uhr) an den Hühnerberg, am Sonntag findet das Rückspiel am Bodensee statt. Zu beiden Partien wird ein volles Haus erwartet. Während man in Memmingen gespannt sein darf, ob die 2000-Zuschauer-Marke geknackt wird, dürfte auch die kleine Arena in Lindau wieder einen deutlich sichtbar „rot-weißen“ Anstrich bekommen.