Trotz hochkarätiger Chancen: Indians unterliegen dem Spitzenreiter knapp

(Bayernliga-Memmingen) In der Bayerischen Eishockey-Liga BEL hat der ECDC Memmingen das hochklassige Topspiel am Hühnerberg gegen Spitzenreiter Waldkraiburg knapp mit 1:2 verloren. Die starken Indians erspielten sich vor über 1.350 Zuschauern zwar zahlreiche gute Torchancen, scheiterten aber bis auf beim Treffer durch Miettinen stets an Pfosten, Latte oder an Gästetorhüter Vetter.

Am Sonntag geht es für die Memminger nun zum Tabellennachbarn nach Peißenberg, ehe am zweiten Weihnachtsfeiertag um 18.30 Uhr der EV Moosburg zum traditionellen Weihnachts-Heimspiel am Hühnerberg zu Gast ist.

In der Pressekonferenz nach dem Spiel geht es immer auch um die Deutungshoheit über die eben zu Ende gegangene Partie. Nach dem 2:1-Sieg des Tabellenführers Waldkraiburg über die GEFRO-Indians am Sonntagabend ließ EHC-Coach Rainer Zerwesz einen bemerkenswerten Satz fallen: „Meine Spieler haben unmittelbar vor dem Tor etwas mehr Biss gezeigt.“ Der ehemalige WM-Teilnehmer spielte darauf an, dass seine Jungs – salopp gesagt – aus rund der Hälfte der Chancen doppelt so viele Tore wie die Memminger machten. Auch, wenn es letztendlich nur eines mehr war, es reichte – weil die Indianer sich zwar erneut bärenstark präsentierten, aber leider einmal mehr ein halbes Dutzend 100-prozentiger Torchancen ausließen. So stand am Ende eine bittere – weil unnötige – Niederlage auf der Anzeigetafel, auch wenn kaum ein Zuschauer unzufrieden nach Hause ging. Zur Wahrheit gehört nämlich auch: Waldkraiburg traf zwei Mal ins Tor, Memmingen traf zweimal Pfosten oder Latte – Millimeter, die über Sieg oder Niederlage entschieden.

Doch ganz so einfach wollten es sich die Indians-Verantwortlichen an diesem Abend nicht machen: „Wir erwarten schon, dass unsere Stürmer glasklare Torchancen nutzen.“ ECDC-Cheftrainer Erwin Halusa brachte es nach dem Spiel auf den Punkt: „Ich kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen – außer, dass sie hochkarätige Möglichkeiten nicht verwertet.“ Ein Problem, dass sich wie ein roter Faden durch die Saison zieht… „Wir arbeiten da im Training daran, üben Abschlüsse, fordern mehr Konzentration und Konsequenz beim Torschuss. Wir machen es dem gegnerischen Torwart zu einfach, müssen da noch aggressiver ran“, ergänzte Co-Trainer Werner Tenschert.

Wenn das auch nur ansatzweise gelingt, dann gehören die Indians zu den absoluten Topteams der Liga – wie auch das Spiel am Sonntagabend in der Memminger Eissporthalle bewies. 1352 (!) Zuschauer am Hühnerberg sahen eine rasante, packende und intensive Spitzenpartie, in der die Indians über weite Strecken mehr vom Spiel hatten als der Tabellenführer. Die Rot-Weißen boten zu Beginn einen wahren Sturmlauf gegen das Tor des Ex-Indianers Vetter, waren aber nicht in der Lage, aus ihren Chancen Kapital zu schlagen. Kurz gebremst wurde die Memminger Drangphase durch eine Verletzung von Andreas Neumann, der mit Verdacht auf eine Bänderverletzung vom Eis getragen werden musste. Trotzdem blieben die Indians am Drücker. Chancen von Baker und ein Lattentreffer durch Tenschert fanden aber nicht den Weg am Löwen-Keeper vorbei ins Tor.

So kam es, wie es kommen musste. In Überzahl gingen die abgezockten Gäste zu Beginn des zweiten Abschnitts in Führung und stellten den Spielverlauf auf den Kopf. Die Indians brauchten eine Zeit lang, um sich von diesem Schock zu erholen, marschierten dann aber wieder Richtung Gästetor. Das Einzige, das ausblieb, waren die Tore – und so zeigte sich, warum die Löwen derzeit das Maß aller Dinge in der Bayernliga sind. In der letzten Minute des zweiten Abschnitts war erneut die Paradereihe der Gäste zur Stelle und traf im Nachsetzen zum 0:2 aus Memminger Sicht. Somit standen die Indians vor der Mammut-Aufgabe, zwei Treffer in den letzten 20 Minuten aufzuholen.

Und diese Aufholjagd startete gleich wieder furios. Bereits nach wenigen Sekunden hatte der an diesem Abend glücklose Jordan Baker den Anschluss auf dem Schläger, vergab aber erneut. Dies war nur der Beginn einer Serie guter Chancen, die in einem erneuten Pfostenschuss gipfelten, ehe Antti Miettinen sechs Minuten vor Ende endlich das erste Memminger Tor erzielte. Es folgte eine heiße Schlussphase, die noch einmal alles zu bieten hatte. Schlussendlich schafften es die Indians aber nicht mehr, den Ausgleich zu erzielen – auch nicht, als Goalie Alex Reichelmeir zu Gunsten eines sechsten Feldspielers das Eis verließ. So stand am Ende eine knappe und unglückliche Heimniederlage, die mit einer besseren Chancenverwertung sicherlich anders hätte gestaltet werden können.

Kampf, Leidenschaft und die Vielzahl der erspielten Möglichkeiten gegen den Spitzenreiter rangen dem erneut sensationellen Memminger Publikum dennoch Szenenapplaus für die Mannschaft ab. Die aber muss nun in den kommenden Partien unbedingt punkten, um den anvisierten 5. Platz nicht aus den Augen zu verlieren. Die erste Chance dazu bietet sich am kommenden Sonntag, wenn der ECDC ab 17 Uhr in Peißenberg gastiert. Ins nahe gelegene Oberbayerische werden die Indianer voraussichtlich wieder von über 200 Fans begleitet werden. Am zweiten Weihnachtsfeiertag, Freitag 26.12., kommt es ab 18.30 Uhr dann zum traditionellen Weihnachts-Heimspiel am Hühnerberg: Gegner wird der EV Moosburg sein, gegen den man sich für die Penaltyniederlage vom Hinspiel revanchieren will.

ECDC Memmingen – EHC Waldkraiburg: 1:2 (0:0/ 0:2/ 1:0)

Tore: 0:1 (25.) Hagemeister (Paderhuber/Kaltenhauser; 5-4), 0:2 (40.) Wagner (Kaltenhauser/Kanzelsberger), 1:2 (54.) Miettinen (Baker/P. Zimmermann)

ECDC Memmingen: Reichelmeir (Niemz) – Hoffmann, Stotz, Tenschert, Neumann, S. Schirrmacher, Feldmeier, Jainz (C) – Pertl, A. Aschenbrenner, Baker, Scheitle, Arnold, Pfalzer, Rott, Schweiger, Miettinen, Kerber, P. Zimmermann, D. Zimmermann, Krafczyk.

EHC Waldkraiburg: Vetter (Birk) – Pfeiffer, Pascherdag, Kanzelsberger, Paderhuber, Rott, Tokarev, Seifert – Marek, Kaltenhauer (C), Sorsak, Spindler, Wagner, Hipetinger, Hämmerle, Führmann, Vogl, Hagemeister.

Strafminuten: Memmingen 12 – Waldkraiburg 10 + 10 Minuten für Kaltenhauser (Disziplinarstrafe)

Schiedsrichter: Schmidt (Bayreuth) – Zuschauer: 1.352


Bilder von den Memmingen Indians finden Sie in der Galerie von unserem Medienpartner und Sponsor eishockey-online.com

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