(Oberliga-Memmingen) Nach acht Spielen in der neuen Liga ziehen die Indians eine erste Zwischenbilanz. Der Sportliche Leiter, Sven Müller, äußert sich im Interview über die Schwierigkeiten seines Teams, erste Kaderveränderungen und kritische Stimmen im Umfeld des Vereins.
memmingen-indians.de: Hallo Sven, die ersten acht Spieltage sind vorbei und die Indians stehen auf Rang 8 der Tabelle. Wie siehst Du den bisherigen Verlauf der Saison?
Sven Müller: Bisher bin ich recht zufrieden. Wir haben Punkte gegen Mannschaften geholt, die nicht unbedingt zu erwarten waren. Zweimal das Derby gegen Sonthofen zu gewinnen ist für uns Memminger nach den vielen Niederlagen gegen die Bulls natürlich schon eine Genugtuung. Auswärts schlagen wir uns besser als erwartet. Zuhause haben wir jedoch noch Probleme.
memmingen-indians.de: Woran mag das liegen?
Sven Müller: Ich denke, da spielen viele Faktoren eine Rolle. Wir sind Aufsteiger in einer starken Liga, das Konterspiel, wie wir es auswärts spielen, liegt uns gut. Zwar haben wir sehr starke Spieler in unseren Reihen, die schnelles und hochklassiges Eishockey spielen können, doch zuhause versuchen wir noch das Spiel zu machen. Und hier tun wir uns verständlicherweise gegen die starken Oberligisten schwer. Sämtliche Fehler werden von den etablierten Oberligisten sofort bestraft. Als Beispiel möchte hier das Heimspiel gegen Weiden nennen: Wir spielen in den ersten Minuten sehr gutes Eishockey und sind die bessere Mannschaft. Im Verlauf des ersten Drittels machen wir dann drei individuelle Fehler und der Gegner macht daraus sofort drei Tore. Und dann lief das Spiel so dahin. Hier müssen wir noch lernen defensiver und geduldiger zu spielen.
memmingen-indians.de: Manche Zuschauer haben nach der zweiten Heimspielniederlage bereits deutliche Kritik geäußert. Kannst du diese Reaktionen verstehen?
Sven Müller: Kritik ist immer willkommen, was aber nach dem Heimspiel gegen Weiden, vor allem in den sozialen Medien, abging ist kaum erträglich. Wir sind Aufsteiger, spielen größtenteils gutes Eishockey und haben mehr Punkte geholt als etablierte Oberligisten. Da stehen wir auf Rang Acht der Tabelle und Teile unserer Zuschauer stellen schon wieder alles in Frage, das kann nicht sein. Wir haben das Abenteuer Oberliga gewagt und wussten, dass es eine Herausforderung für den gesamten Verein sein wird.
Jeder von uns, ob Mannschaft, Vorstandschaft oder Fans muss einiges lernen und sich mit den neuen Gegebenheiten vertraut machen. Das Spiel ist schneller, die Gegner effizienter und jeder Fehler wird sofort bestraft. Die anderen Mannschaften sind seit Jahren in der Oberliga und verfügen größtenteils über deutlich höhere finanzielle Mittel. Für unsere Möglichkeiten schlagen wir uns bisher sehr gut.
Jetzt schon wieder alles in Frage zu stellen, den Rücktritt der Trainer und die Entlassung einiger Spieler zu fordern ist für uns in der Vereinsführung ein absolutes No-Go. Sollte das so weitergehen und die Zuschauer uns nicht bei diesem Abenteuer unterstützen, dann ist die Oberliga wahrscheinlich nicht die richtige Liga für uns, auch wenn es für die vielen treuen und verständnisvollen Fans sicherlich schade wäre.
memmingen-indians.de: Die Mannschaft bereitet sich bereits wieder auf die kommenden Aufgaben vor, auch wenn einige Spieler nach der letzten Partie ganz schön niedergeschlagen wirkten und die Kritik sicherlich nicht spurlos an den Beteiligten vorbeigeht.
Sven Müller: Niemand verliert gern, vor allem nicht vor eigener Kulisse. Was man der Mannschaft aber sicher nicht vorwerfen kann ist, dass sie nicht bis zum Schluss kämpfen und alles für das Team und Verein geben. Gegen Lindau hatten wir einen rabenschwarzen Tag, da hat nichts funktioniert, an mangelndem Kampf lag es aber sicher nicht. Gegen Weiden dann ist das Ergebnis viel zu hoch ausgefallen, mit etwas mehr Glück schaut es auch hier ganz anders aus.
Ich gehe davon aus, dass auch die Zuschauer sich mit den neuen Verhältnissen vertraut machen und es in Zukunft ruhiger werden wird. Die Mannschaft jedenfalls trainiert hart und versucht die noch vorhandenen Defizite bestmöglich abzustellen.
memmingen-indians.de: Schauen wir in die Zukunft: In der Mannschaft gab es in der vergangenen Woche bereits erste Veränderungen…
Sven Müller: Ja, so wird uns Steffen Kirsch verlassen. Sein Vertrag wurde in beiderseitigem Eivernehmen aufgelöst, da er nicht die erhofften Einsatzzeiten erhalten hat. Steffen hat hart trainiert, war fleißig und engagiert, deshalb fiel es uns nicht leicht diesen Schritt zu gehen. Es wäre aber niemand geholfen, wenn er bei uns die meiste Zeit auf der Bank verbringt. Er wird sich einem Verein in Baden-Württemberg anschließen, wir wünschen ihm bei seiner neuen Aufgabe nur das Beste!
memmingen-indians.de: Am letzten Wochenende befand sich bereits ein neuer Kontingent-Verteidiger im Team. Wie geht es auf den Ausländerpositionen der Indians weiter?
Sven Müller: Seit dem Spiel in Sonthofen ist Lubor Pokovic zu unserem Team hinzugestoßen. Er besetzt eine Ausländerstelle, weshalb Rory Rawlyk momentan nicht zum Zuge kommt.
Die Entscheidung reifte bereits einige Zeit heran. Wir mussten feststellen, dass Rory nicht zu unserem Team passt. Es gab einige Probleme mit ihm. Er ist sicher ein guter Eishockeyspieler und könnte in einem starken Team eine gute Rolle spielen, unsere größte Anforderung im Moment ist es aber die Abwehr zu stabilisieren. Rory als Offensivverteidiger, mit dem Drang zu punkten, kann uns in der jetzigen Situation leider zu wenig helfen. Wenn er zwei Punkte pro Spiel macht, wir aber gleichzeitig drei Tore kassieren geht die Rechnung nicht auf.
Lubor hingegen ist ein anderer Spielertyp. Er ist zwar nach Außen sehr unauffällig, aber darauf kommt es nicht an. Er verfügt über ein sehr gutes Stellungsspiel, ist schlittschuhläuferisch und körperlich stark und spielt einen schnellen ersten Pass. Alles Eigenschaften die für unsere Spielweise im Moment sehr wichtig sind, daher hat er den Vorzug erhalten.
Rory wird vorerst weiter am Trainingsbetrieb unseres Teams teilnehmen, alles weitere wird sich in Kürze klären.
memmingen-indians.de: Noch ein kurzer Ausblick auf das kommende Wochenende. Mit Selb und Deggendorf warten zwei Favoriten der Oberliga. Auf dem Papier sicherlich nicht gerade die größten Chancen auf Punkte für die Indians, oder?
Sven Müller: Klar, es wird ein sehr schweres Wochenende, aber ist die Ausgangslage nicht eigentlich vor jedem Spieltag die Selbe? Die Gegner sind allesamt stark, aber auch Selb und Deggendorf sind nicht unschlagbar. Wir haben gegen beide Mannschaften schon gezeigt, dass wir hier durchaus eine Überraschung schaffen können. Mit einem disziplinierten, defensiven und einfachen Eishockey können wir hier durchaus punkten.
memmingen-indians.de: Für eine Überraschung gegen die Favoriten muss alles passen. Auch die Zuschauer sind hier sicherlich gefordert?
Sven Müller: Natürlich, nur gemeinsam können wir in dieser Liga bestehen. Daher appelliere auch nochmals an alle: Gebt den Vereinsverantwortlichen, Trainern und der Mannschaft euer Vertrauen und verzeiht auch mal Fehler, die sicherlich passieren werden. Jetzt bereits Druck auszuüben ist meiner Meinung nach völlig fehl am Platz.
Lasst uns gemeinsam das tolle Eishockey in der Oberliga genießen und am Hühnerberg einen würdigen Rahmen bieten. Es gibt bessere Mannschaften in der Liga, das müssen wir alle anerkennen.
Stellen wir jetzt zu Beginn des ersten Jahres bereits alles in Frage, werden wir uns nicht mehr weiterentwickeln können. Und genau das ist doch das Ziel: Gemeinsam daran zu arbeiten in ein paar Jahren selbst eines der Topteams der Oberliga in Memmingen zu haben.
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