(Bayernliga-Memmingen) Besuche bei den Memminger Indians am Hühnerberg sind derzeit das Eintrittsgeld allemal wert: Am Freitagabend fügte der ECDC vor 1631 begeisterten Zuschauern Spitzenreiter Dorfen mit 6:3 die erste „echte“ Niederlage nach zwölf Spielen zu. Die Rot-Weißen demonstrierten dabei vor allem im Mitteldrittel ihre Qualität und sprangen durch den vierten Heimsieg in Folge auf Tabellenrang drei. Die Tore für die Memminger erzielten Tenschert, Kouba, Weigant, Sikora, Benda und Krafczyk.
Die „besten Fans“ gegen den bisher „besten Angriff und die beste Verteidigung“ der Liga, so war im Internet vor der Partie gegen den souveränen Tabellenführer aus Dorfen zu lesen. Und so sollte es auch kommen: 1631 Zuschauer in der „Festung Hühnerberg“ und ein hochmotiviertes Indians-Team wollten den Oberbayern zeigen, dass in Memmingen Endstation der beeindruckenden ESC-Siegesserie sein würde. Doch die „Eispiraten“ bewiesen vom Anfangsbully weg, weshalb sie bislang die Liga dominierten und zu den absoluten Top-Teams gehören. Angetrieben vom überragenden Kontingentspieler Lukas Miculka fuhren die Gäste gefährliche Angriffe auf das ECDC-Tor. Nach drei Minuten hatte Kapitän Andreas Attenberger allein vor Martin Niemz die erste große Chance, doch der starke Indianer-Goalie hielt. Nun kamen auch die Hausherren (ohne Eskelinen, Jainz und Aschenbrenner) besser in Spiel und zu Möglichkeiten. In der siebten Minute hatte der agile Patrick Weigant gleich zweimal die Führung auf dem Schläger, kurz darauf schloss „Youngster“ Milan Pfalzer aus guter Position zu ungenau ab. Spätestens, als nach elf Minuten plötzlich Antti Miettinen frei vor ESC-Torfrau Nadja Gruber stand, wäre die Indians-Führung fällig gewesen. Doch auch Miettinen vergab, das Spiel blieb offen und ging in hohem Tempo hin und her. Dann war es aber doch soweit: Gruber konnte einen verdeckten Schuss von Verteidiger Michael Folk nicht festhalten, Tim Tenschert stand goldrichtig und vollendete zum 1:0 (12. Minute). Doch praktisch im Gegenzug kamen die Gäste nach einer schönen Kombination zum 1:1-Ausgleich durch Fischer nach 14. Minuten. Das Tempo blieb hoch, atemberaubende Szenen hüben wie drüben. Nach 18 Minuten gab es ein Überzahlspiel für die Indianer – und die zeigten, dass ihre Powerplay-Formationen derzeit einen sehr guten Job machen. Jan Kouba war es, der mit einem platzierten Schuss in den Winkel die 2:1-Pausenführung besorgte.
Im zweiten Drittel hatten die Memminger dann einen Start nach Maß: Wenige Sekunden waren auf der Uhr, als Patrick Weigant einen Konter mit einem trockenen und platzierten Schlagschuss zum 3:1 abschloss. ECDC-Coach Alexander Wedl hatte in der Drittelpause das Spiel leicht umgestellt, die Hausherren griffen nun etwas später an und hatten die brandgefährlichen Gästestürmer so besser unter Kontrolle. Ihrerseits konnten die Indianer aber eine Vielzahl guter Chancen kreieren. Und das Überzahlspiel funktionierte weiterhin: Topscorer Petr Sikora erhöhte nach 24. Minuten auf 4:1. Der Hühnerberg kochte, die GEFRO-Indians nun spielbestimmend und mit einer Top-Leistung. Der Tabellenführer wusste sich oftmals nur mit Strafzeiten zu behelfen und wurde bestraft. In doppelter Überzahl sah Kapitän Jan Benda die Lücke und schloss in gewohnter Manier zum 5:1 (34.) ab. Dorfen blieb dennoch gefährlich und kam durch Fischers zweiten Treffer (38.) nochmals heran.
Im Schlussabschnitt sah man das Bemühen des Spitzenreiters, sich gegen die drohende erste Niederlage nach regulärer Spielzeit zu wehren. Doch Stürmer Florian Brenninger fand zweimal seinen Meister in ECDC-Goalie Niemz. Den „Deckel drauf“ machten die Indianer, als Alex Krafczyk mit einem unhaltbaren Schuss nach 48. Minuten auf 6:2 stellte. Diesmal hielt die Führung, das 6:3 durch Selmair zwei Minuten vor dem Ende war nur noch Ergebniskosmetik. Die „Festung Hühnerberg“ machte ihrem Namen einmal mehr alle Ehre, die Zuschauer feierten die Indians für den überzeugenden Sieg. Und dass, obwohl die Memminger auf wichtige Akteure verzichten mussten. Kontingentspieler Ville Eskelinen fällt mit einer Handverletzung aus dem Geretsried-Spiel noch mindestens eine Woche aus. „Allzu schlimm sollte es aber nicht sein“, hofft ECDC-Coach Alex Wedl. „Bei Martin Jainz ist es so, dass er derzeit in keiner guten Verfassung ist. Wir haben mit ihm gesprochen und mit ihm und der sportlichen Leitung einen Plan gemacht, wie wir ihn in den nächsten Wochen wieder ranbringen.“ Dann werden die Aufgaben nicht leichter, bereits am Sonntag steht für die Memminger das Auswärtsspiel unter freiem Himmel in Pegnitz (17.30 Uhr) an. Am nächsten Freitag (27.11.) kommt dann ab 20 Uhr der TSV Peißenberg nach Memmingen, mit dem die Indians nach der unnötigen Hinspiel-Niederlage noch eine Rechnung offen haben. Doch mit derselben Leistung wie zuletzt und diesen Fans im Rücken darf man sich schon auf das nächste Eishockeyfest am Hühnerberg freuen…
ECDC Memmingen : ESC Dorfen 6:3 (2:1/3:1/1:1)
Tore: 1:0 (12.) Tenschert (Folk), 1:1 (14.) Fischer (Miculka), 2:1 (18.) Kouba (Tenschert/Zimmermann; 5-4), 3:1 (21.) Weigant (Rott), 4:1 (24.) Sikora (Dolezal/Hoffmann; 5-4), 5:1 (34.) Benda (Weigant; 5-3), 5:2 (38.) Fischer (Feilmeier/Selmair), 6:2 (48.) Krafczyk (Zimmermann/Pfalzer), 6:3 (58.) Selmair (Miculka/Feilmeier).
Strafminuten: Memmingen 6 – Dorfen 14
Schiedsrichter: Pill (Schliersee) – Zuschauer: 1.631
ECDC Memmingen: Niemz (Reichelmeir) – Benda (C), Folk, Hoffmann, Stotz, Tenschert – Pfalzer, Rott, Weigant, Miettinen, Kraus, Sikora, Dolezal, Zimmermann, Kouba, Krafzcyk.
ESC Dorfen: Gruber (von Fraunberg) – Kreß, Numerger, Gerbl, Rauscher, Beham, Zwitschke, Berhardt, Kroner – Göttlicher, Attenberger (C), T. Brenninger, F. Brenninger, Sorsak, Schröpfer, Miculka, Selmair, Feilmeier, Fischer, Findeis.