(Bayernliga-Memmingen) Was für ein Abend! Was für ein Thriller! Was für eine Kulisse! Vor knapp 2.700 Zuschauern haben die Memminger Indians im Weihnachts-Derby am Hühnerberg BEL-Meister EV Lindau mit 4:3 nach Penaltyschießen bezwungen. Die Tore beim achten ECDC-Heimsieg in Folge erzielten Michael Folk und zweimal Jan Kouba. Den Zusatzpunkt holten sich die Indians im Penaltyschießen durch den Treffer von Stefan Rott. Für die einmal mehr fantastischen Indians-Fans war es eine vorgezogene Weihnachtsbescherung einen Tag vor Heiligabend. Zum letzten Heimspiel des Jahres 2015 empfangen die Rot-Weißen kommenden Mittwoch, 30.12., um 20 Uhr Aufsteiger ESC Geretsried.
Es war das erwartete Eishockeyfest kurz vor Weihnachten am Hühnerberg. Schon vor dem Anpfiff waren die Ränge prächtig gefüllt, die Stimmung in beiden Fanlagern friedlich und fair. Vor der Partie wurden die Indians-Cracks Martin Jainz und Tim Tenschert für 10 Jahre Vereinstreue geehrt, beide spielen bereits seit 2005 in der ersten Mannschaft des ECDC. Mit dem Eröffnungsbully sollte es dann rund gehen, wobei beide Mannschaften angesichts der Brisanz zunächst abwartend agierten und dem Kontrahenten nicht ins offene Messer laufen wollten. Erst Lindaus Cech hatte in der siebten Minute die erste nennenswerte Möglichkeit, sein Schuss wurde geblockt. Im Gegenzug verpasste Alex Krafczyk (8.) mit einem trockenen Schlagschuss den Führungstreffer. Nur kurz drauf tankte sich Patrick Zimmermann mit einem sehenswerten Alleingang durch die Lindauer Defensive, zirkelte den Puck im Abschluss aber knapp vorbei. Nun nahm die Partie Fahrt auf, Tore fielen noch keine. Bis zur 17. Minute, dann mussten die Indians 98 Sekunden mit zwei Mann weniger auskommen – Lindau nutzte die Überlegenheit zum 0:1 durch Cech.
Die GEFRO-Indians waren also gefordert, Martin Jainz hatte nach 22 Minuten den Ausgleich auf dem Schläger, scheiterte aber. Glück dann für Memmingens Keeper Martin Niemz, der einen Schuss von Mikesz auf die Querlatte abwehrte (26.). Die Gäste in dieser Phase besser und äußerst spielstark, die Indians hielten mit viel Kampf und einer guten Defensivarbeit dagegen. Und gegen Mitte der Partie wurden auch die Chancen für die Hausherren wieder größer: Tim Tenschert, Michael Folk und Milan Pfalzer vergaben drei gute Ausgleichsmöglichkeiten. In der 34. Minute sollte es aber dann doch soweit sein: Nach 19 Sekunden traf die Memminger Überzahlformation, Michi Folk glich zum 1:1 aus. Der Hühnerberg hatte noch nicht fertig gejubelt, da schlugen die Gäste eiskalt zurück: Durch eine schöne Einzelleistung brachte Mlynek die Lindauer wieder in Front.
Indians hadern – aber eine Minute vor Schluss bebt der Hühnerberg
Die Partie lief gegen die Indianer, erst recht, als Patrick Zimmermann in der 35. Minute EVL-Goalie Mayer bereits ausgespielt hatte und die Scheibe nur noch ins leere Tor einschieben musste – Gästestürmer Babic den Kasten jedoch unsportlich verschob. Der Unparteiische – mit dem die Memminger nicht nur in dieser Szene haderten – ließ die Islanders ungestraft davonkommen und verhängte wenig später sogar eine Bankstrafe gegen den ECDC, der das letzte Drittel in Unterzahl beginnen musste. Die spielstarken Gäste vom Bodensee konnten zunächst kein Kapital daraus schlagen, doch in der 44. Minute wurde bei der nächsten strittigen Szene wieder für sie entschieden. Indians-Torhüter Martin Niemz hatte den Puck unter dem Schoner begraben, Johann Katjuschenko stocherte nach, der Treffer zum 1:3 wurde gegeben. Die Rot-Weißen schienen geschlagen, nahmen den Kampf jedoch an und wurden belohnt: In der 49. Minute stand Jan Kouba goldrichtig und verwertete ein schönes Zuspiel von Ville Eskelinen zum 2:3, die Partie war wieder offen. Die 2.642 Fans trieben die Indianer an, die vier Minuten vor dem Ende die Gelegenheit in Überzahl hatten, jedoch alle Schüsse geblockt wurden. Und so mussten die Hausherren knapp eineinhalb Minuten vor dem Ende alles riskieren, Goalie Niemz ging für einen weiteren Feldspieler vom Eis. Sechs Indianer übten viel Druck aus, die Scheibe kam über Sikora und Miettinen zu Kouba und der sorgte mit einem platzierten Schuss gut eine Minute vor dem Ende für den 3:3-Ausgleich. Der Hühnerberg nun ein Tollhaus, die Halle bebte und wenige Sekunden vor dem Ende hätte Kouba sogar noch Siegtreffer erzielen könnten, verpasste aber.
Weiter ging‘s also mit einer rasanten fünfminütigen Verlängerung. Dort verpasste Jan Benda zunächst knapp (62.), auf der anderen Seite rettete Niemz (64.). Es blieb beim Unentschieden – das Penaltyschießen musste die Entscheidung bringen. Stefan Rott traf als Einziger und holte den Zusatzpunkt für die Memminger Indians. Klasse! Ein hart erkämpftes und vielumjubeltes Weihnachtsgeschenk für die treuen ECDC-Fans, die ihre Mannschaft minutenlang lautstark für den heißersehnten Derbyerfolg feierten. Mit dem achten Heimsieg in Folge gehen die Indianer nun in die Weihnachtsfeiertage, an deren Ende für die Mannschaft am Sonntag, 27.12., die Reise zum Dauerrivalen Höchstadt (Spielbeginn 18 Uhr) steht. Das letzte Heimspiel eines aufregenden Jahres 2015 steigt dann einen Tag vor Silvester, 30.12., um 20 Uhr am Hühnerberg: Gegen Aufsteiger ESC Geretsried wird der neunte Streich in Folge angepeilt.
ECDC Memmingen : EV Lindau 4:3 n. P. (0:1/1:1/2:1/1:0)
Tore: 0:1 (18.) Cech (Sekera/Mlynek; 5-3), 1:1 (34.) Folk (Tenschert/Sikora; 5-4), 1:2 (34.) Mlynek, 1:3 (44.) J. Katjuschenko (Cech), 2:3 (49.) Kouba (Eskelinen/Sikora), 3:3 (59.) Kouba (Miettinen/Sikora, 6-5), 4:3 Rott (Penalty).
Strafminuten: Memmingen 10 – Lindau 8
Schiedsrichter: Schmidt (Bayreuth) – Zuschauer: 2.642
ECDC Memmingen: Niemz (Reichelmeir) – Benda (C), Folk, Tenschert, Jainz – Pfalzer, Rott, Weigant, Miettinen, Kraus, Sikora, Dolezal, Eskelinen, Zimmermann, Kouba, Krafczyk.
EV Lindau: Mayer (Reisinger) – Haug, Leiprecht, Dona, Seifert, Sekula, Fuchs (C), Sing – Kirsch, Cech, Babic, A. Katjuschenko, J. Katjuschenko, Pfeiffer, Grützmann, Sekera, Mikesz, Krohnfoth, Mlynek.